Inkontinenz nach der Schwangerschaft: Ursachen, Behandlung und Prävention

Die Schwangerschaft und die Geburt eines Kindes sind für viele Frauen eine der bedeutendsten und schönsten Erfahrungen im Leben. Doch neben den Freuden des Mutterwerdens können auch einige Herausforderungen auftreten, darunter auch Inkontinenz. Inkontinenz nach der Schwangerschaft betrifft viele Frauen, und obwohl es ein sensibles Thema ist, ist es wichtig, darüber aufzuklären, um Frauen zu helfen, damit umzugehen und Lösungen zu finden. In diesem Artikel werden wir die Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten und präventive Maßnahmen für Inkontinenz nach der Schwangerschaft diskutieren.

Was ist Inkontinenz nach der Schwangerschaft?

Inkontinenz bezieht sich auf den ungewollten Verlust von Urin oder Stuhl (Blasenschwäche). Nach der Schwangerschaft können Frauen verschiedene Formen der Inkontinenz erleben, darunter:

  1. Stressinkontinenz: Dies tritt auf, wenn Druck auf die Blase ausgeübt wird, zum Beispiel beim Niesen, Husten oder Heben schwerer Gegenstände. Eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur ist oft die Ursache.
  2. Dranginkontinenz: Hierbei verspürt die Frau plötzlich einen starken Harndrang, der nicht unterdrückt werden kann, und es kommt zu einem unwillkürlichen Urinverlust.
  3. Mischinkontinenz: Diese Form kombiniert Stress- und Dranginkontinenz und ist relativ häufig nach der Schwangerschaft.

Ursachen von Inkontinenz nach der Schwangerschaft

Die Schwangerschaft und die Geburt können verschiedene Veränderungen im Körper einer Frau verursachen, die zu Inkontinenz führen können. Dazu gehören:

  • Dehnung des Beckenbodens: Während der Schwangerschaft wird der Beckenboden stark beansprucht und gedehnt, was zu einer Schwächung der Muskeln führen kann.
  • Hormonelle Veränderungen: Hormonelle Veränderungen während der Schwangerschaft und nach der Geburt können die Blasenkontrolle beeinträchtigen.
  • Geburtsverletzungen: Eine vaginale Geburt kann zu Verletzungen des Beckenbodens führen, die die Blasenkontrolle beeinträchtigen können.
  • Gewichtszunahme: Die Gewichtszunahme während der Schwangerschaft kann zusätzlichen Druck auf die Blase ausüben und die Beckenbodenmuskulatur schwächen.

Behandlungsmöglichkeiten für Inkontinenz nach der Schwangerschaft

Zunächst ist es wichtig zu erwähnen, dass kurz nach der Geburt die meisten Frauen mehr oder weniger Probleme mit Blasenschwäche haben. Daher ist es dann besonders wichtig, frühzeitig wieder zu beginnen, den Beckenboden anzuspannen, damit das Gehirn erst wieder lernt, diese Muskulatur anzusteuern. Idealerweise beginnt man wenige Tage nach der Geburt, den Beckenboden immer mal wieder anzuspannen. Dies kann man auch gemeinsam mit dem Anspannen des tiefen querverlaufenden Bauchmuskels machen, indem man gleichzeitig den Bauchnabel einzieht. Natürlich ist es nie zu spät, etwas gegen die Blasenschwäche zu tun! Auch Monate oder Jahre nach der Geburt, kann man noch viel tun. Es ist ganz wichtig, dass man zunächst mit dem Anspannen der Muskeln beginnt, damit das Gehirn wieder die Verbindung zu den Muskeln herstellen kann. Erst wenn ihr in der Lage seid, den Beckenboden fest anzuspannen und auch die Bauchspannung herzustellen, können weitere Übungen folgen.

Glücklicherweise gibt es eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten, die Frauen helfen können, mit Inkontinenz nach der Schwangerschaft umzugehen. Dazu gehören:

  1. Beckenbodentraining: Gezieltes Training der Beckenbodenmuskulatur kann helfen, die Muskeln zu stärken und die Blasenkontrolle zu verbessern.
  2. Physiotherapie: Ein Physiotherapeut kann spezielle Übungen und Techniken empfehlen, um den Beckenboden zu stärken und die Symptome zu lindern.

Präventive Maßnahmen

Es gibt auch präventive Maßnahmen, die Frauen ergreifen können, um das Risiko von Inkontinenz nach der Schwangerschaft zu reduzieren:

  • Beckenbodentraining: Schon während der Schwangerschaft können Frauen mit gezieltem Beckenbodentraining beginnen, um die Muskeln zu stärken.
  • Gewichtskontrolle: Ein gesundes Gewicht kann den Druck auf die Blase reduzieren und die Beckenbodenmuskulatur unterstützen.
  • Richtige Körperhaltung: Eine gute Körperhaltung kann helfen, den Druck auf den Beckenboden zu minimieren und die Blasenkontrolle zu verbessern.
  • Regelmäßige Kontrollen: Regelmäßige Kontrollen beim Frauenarzt können helfen, Probleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Fazit

Inkontinenz nach der Schwangerschaft ist ein häufiges Problem, das viele Frauen betrifft, aber es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten und präventive Maßnahmen, die helfen können, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Es ist wichtig, mit einem Arzt über jegliche Inkontinenzprobleme zu sprechen, um die beste Behandlungsoption zu finden. Mit der richtigen Unterstützung und Behandlung können Frauen lernen, mit Inkontinenz umzugehen und ein aktives und erfülltes Leben zu führen.

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