HPU und die Niere – eine übersehene Verbindung?

Einleitung

Die Hämopyrrollaktamurie (HPU) ist eine bislang wenig bekannte Stoffwechselstörung, bei der vermehrt Pyrrolverbindungen im Urin ausgeschieden werden. Diese Verbindungen binden essentielle Mikronährstoffe wie Zink, Vitamin B6 und Mangan, was zu einer Vielzahl unspezifischer Symptome führen kann – von Erschöpfung bis zu hormonellen Dysbalancen. Während häufig die Leber im Fokus steht, wird ein anderes zentrales Organ oft übersehen: die Niere.

Doch gerade bei HPU lohnt sich ein genauerer Blick auf die Nierenfunktion, denn sie spielt eine Schlüsselrolle im Entgiftungsgeschehen und in der Regulation von Mikronährstoffen.

Infokasten: HPU auf einen Blick


Was ist HPU?
HPU steht für Hämopyrrollaktamurie – eine Störung im Häm-Stoffwechsel, bei der instabile Pyrrolverbindungen entstehen und über den Urin ausgeschieden werden. Dabei gehen essentielle Mikronährstoffe verloren, vor allem Vitamin B6, Zink und Mangan.
Typische Symptome:
Erschöpfung, Reizbarkeit
hormonelle Dysbalancen
Hautprobleme
Migräne, PMS
Mikronährstoffmängel trotz gesunder Ernährung
HPU und Niere:
Die Nieren sind nicht nur mit der Ausscheidung der Pyrrolkomplexe beschäftigt, sondern auch betroffen von der erhöhten Belastung und dem Mikronährstoffverlust. Eine begleitende Nierenpflege ist daher bei HPU besonders wichtig.


Die Niere als Entgiftungs- und Regulationsorgan

Die menschliche Niere ist weit mehr als ein Filterorgan. Sie reguliert den Wasser- und Elektrolythaushalt, steuert den Blutdruck, aktiviert Vitamin D und ist entscheidend an der Ausscheidung von Stoffwechselabbauprodukten beteiligt.

Funktionen im Überblick:

  • Filtration des Blutes (ca. 180 Liter täglich)
  • Rückresorption wichtiger Substanzen (wie Aminosäuren, Glukose, Mineralstoffe)
  • Ausscheidung von Toxinen, Medikamenten und Stoffwechselprodukten
  • Hormonproduktion (Renin, Erythropoetin)
  • Säure-Basen-Haushalt

Was passiert bei HPU?

Bei HPU entstehen instabile Pyrrolverbindungen, die sich im Blut mit Mikronährstoffen wie Vitamin B6, Zink und Mangan verbinden. Der entstehende Komplex wird über die Nieren ausgeschieden. Die Folge ist ein chronischer Mikronährstoffmangel – trotz ausreichender Zufuhr.

Diese ständige Belastung der Nieren durch abnormal hohe Komplexmengen kann langfristig Spuren hinterlassen, insbesondere wenn zusätzlich Entgiftung und Mitochondrienfunktion eingeschränkt sind.


Mögliche Auswirkungen von HPU auf die Niere

1. Erhöhte Belastung durch Pyrrolkomplexe

Die ständige Ausscheidung von Pyrrol-B6-Zink-Komplexen stellt eine Mehrbelastung dar – vor allem für die Nierentubuli, die für Rückresorption und Sekretion verantwortlich sind.

2. Veränderte Rückresorption von Mikronährstoffen

Einige Studien vermuten, dass bei HPU-Patient:innen die Rückresorption von Mikronährstoffen wie Zink und Magnesium gestört ist – möglicherweise durch genetische Polymorphismen oder durch die Komplexbindung im Urin.

3. Säure-Basen-Verschiebung

Ein langfristiger Mangel an Zink und Vitamin B6 kann die intrazelluläre Entgiftung über das Glutathion-System beeinträchtigen. Das kann wiederum zur vermehrten Bildung von sauren Metaboliten führen, was die Nieren zusätzlich belasten kann – insbesondere ihre Fähigkeit zur Regulation des Säure-Basen-Haushalts.

4. Risiko für Nierenfunktionsstörungen

Ob HPU direkt das Risiko für Nierenerkrankungen erhöht, ist noch nicht abschließend geklärt. Jedoch ist bekannt, dass ein chronischer Mangel an Zink, Mangan und Vitamin B6 mit einer verminderten antioxidativen Kapazität einhergeht. Das kann zu oxidativem Stress in den Nierentubuli führen – ein Risikofaktor für chronische Nierenschädigung.


Symptome, die auf eine Nierenbeteiligung hinweisen können

  • Häufiger Harndrang oder nächtliches Wasserlassen
  • Schäumender Urin (möglicher Hinweis auf Proteinverlust)
  • Wassereinlagerungen, vor allem in den Beinen
  • Müdigkeit, Konzentrationsstörungen (bei eingeschränkter Filtration)
  • Anhaltender Mikronährstoffmangel trotz Supplementierung

Was du bei HPU für deine Nieren tun kannst

1. Ausreichend trinken

Die Nieren benötigen Flüssigkeit, um gut zu arbeiten. Empfehlenswert sind 1,5–2,5 Liter Wasser täglich – je nach Aktivität und Außentemperatur.

2. Nierenfreundliche Ernährung

  • Basenüberschüssig essen (viele Gemüse, wenig tierisches Eiweiß)
  • Auf stark verarbeitete Produkte, Phosphate und Zucker verzichten
  • Kochsalzzufuhr moderat halten

3. Gezielte Supplementierung

  • Zink: in einer gut bioverfügbaren Form (z. B. Zinkbisglycinat)
  • Vitamin B6: in der aktiven Form P-5-P (Pyridoxal-5-Phosphat)
  • Mangan: nicht vergessen, da es ebenfalls über die Pyrrole gebunden wird Achtung: Die Dosierung sollte ärztlich oder therapeutisch begleitet erfolgen, besonders bei eingeschränkter Nierenfunktion.

4. Nierenpflanzen und Naturheilkunde

Heilpflanzen wie Brennnessel, Löwenzahn oder Goldrute gelten traditionell als nierenunterstützend. Auch die Homöopathie oder Spagyrik kann sanft unterstützend wirken – am besten in Absprache mit einem naturheilkundlich versierten Arzt oder Heilpraktiker.


Fazit

Die Nieren sind bei HPU nicht nur passive “Ausscheider”, sondern aktiv mitbetroffen – vor allem durch die ständige Belastung mit Mikronährstoffkomplexen. Wer HPU hat, sollte seine Nieren regelmäßig mitbedenken und ihnen ebenso viel Aufmerksamkeit schenken wie der Leber.

Eine gezielte Ernährung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und ggf. sanfte Unterstützung aus der Pflanzenheilkunde können helfen, die Nieren zu entlasten. In Kombination mit einer individuell angepassten Supplementierung lässt sich so das Gleichgewicht im Körper besser erhalten.

Literatur

  1. Dr. J. Kamsteeg: HPU und dann…? Beschwerden und Krankheiten als Folge einer “Pyrrolurie”. 194 Seiten. KEAC, Kerkrade 2010. ISBN: 90-809117-2-0
    → Einführung in die Pathophysiologie von HPU, Bedeutung für Mikronährstoffhaushalt und Stoffwechsel

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